2017 sang ich meinen Song „Du bist Wunderschön“ bei einem Singer-Songwriter Slam in Osnabrück. Ich belegte den ersten Platz im Jahresfinale und bekam am nächsten Tag meine erste Kritik in der Zeitung. Da hieß es, der Abend sei sehr schön gewesen, man würde nur nicht verstehen, warum ein solch sexistischer Song den ersten Platz belegt. Sexismus ginge schließlich in beide Richtungen. Zum Artikel...
Ich war erst kurz geschockt, dann hart irritiert und dann überfiel mich eine rasende Wut. Denn ich beschäftigte mich daraufhin mit der musikalischen Sexismus-Schublade, in die ich da gesteckt wurde. Und siehe da… außer mir sitzen da nur Männer drin. Männer wie Kool Savas, Eminem, King Orgasmus One und Capital Bra… Die Texte schreiben, wie:
„Lutsch mein Schwanz.“, „Bitch Fresse, bevor ich dir den Sack in den Mund presse.“, „Blute Schlampe, blute!“, „Jetzt wird Deutschraps Mutter gefickt!“, „Ich lass die Bitches tanzen.“, „Und hol ich meinen Steifen raus, kriegt die Schlampe Gänsehaut.“, „Schlampe bring mir Panna Cotta!“
Und ich sitze also in dieser Schublade zwischen diesen ach so respektablen Männern mit einem Song, der da heißt „Du bist Wunderschön“.
Ich find es zum Kotzen, dass Männer für solch krass frauenfeindliche Texte gefeiert werden, wie die größten Helden dieser Erde und eine Frau, die ihre Sexualität charmant zum Ausdruck bringt, sofort einen auf den Deckel bekommt. Kann ich null nachvollziehen.
Ihm Februar 2020 spielte ich mein Solokonzert auf der gleichen Bühne in Osnabrück und ich erzählte dem Publikum, wie absurd ich diesen Artikel von damals finde. Ich muss gestehen, ich verlor ein bisschen die Fassung, weil mich das echt einfach so, so, so aufregt.
Am nächsten Tag hatte ich einen Artikel in der Zeitung, der mir endlich ein bisschen Seelenfrieden schenkte. Zum Artikel...
Danke!
Allie